Finden ist schöner als suchen. Und so kommt Freude auf, wenn der Autor auf Anzeigen stößt wie "Verlag sucht Autor" oder "Wir veröffentlichen Ihr Manuskript". Schließlich hat der Autor schon lange Zeit nach einem passenden Verlag gesucht. Er hat Ewigkeiten mit dem Warten auf Antworten verbracht. Und er ist von den vielen Absagen bereits mürbe geworden. Warum also suchen, wenn man sich auch finden lassen kann?
Da kommen die Anzeigen im Internet und in renommierten Wochenzeitungen gerade recht. Sie wenden sich häufig ausdrücklich an unbekannte Autoren, die zum ersten Mal veröffentlichen wollen, und die sich mit ihren Buchprojekten bei etablierten und renommierten Publikumsverlagen schon einige Absagen eingehandelt haben. Je frustrierter der Autor, desto verlockender erscheinen die Angebote. Doch hier ist Vorsicht geboten: Es handelt sich in den meisten Fällen um Druckkostenzuschuss-Verlage, die sich selbst häufig als Dienstleister-Verlage bezeichnen.
Druckkostenzuschuss-Verlage kehren das Prinzip des klassischen Verlages um: Der Autor trägt einen — sehr oft beträchtlichen — Teil der Herstellungskosten. Im Extremfall zahlt er sogar seine komplette Erstauflage selbst. Dafür werden häufig höhere Honorare zwischen Verlag und Autor vereinbart. 30% vom Nettoladenpreis — das klingt satt gegenüber den mageren 8%-12%, die der klassische Verlag anbietet. Bei solchen Honorarversprechungen sollten dem Autor allerdings die Ohren klingeln. 30% von Null ist Null. Damit der Autor überhaupt etwas verdient, muss sich sein Buch verkaufen. Viele dieser Verlage tun viel zu wenig, um die Bücher zu verkaufen — im Extremfall auch gar nichts.
Druckkostenzuschuss-Verlage sind nicht in dem Maß wie der klassische Verlag darauf angewiesen, Geld mit dem Verkauf von Büchern zu verdienen. Schließlich haben sie bereits eine mitunter stattliche Summe Geld vom Autor kassiert. Verkauft sich das Werk "wider Erwarten" schlecht, teilen manche Verlage dem Autor mit, dass sie sich wegen des stagnierenden Verkaufs und der hohen Lagerhaltungskosten leider gezwungen sehen, die Restauflage einzustampfen. Dem Autor wird bei diesem Gedanken eng ums Herz. Alternativ wird dem Autor angeboten, die Restauflage zum Selbstkostenpreis einzukaufen.
So werden Sie als Autor, der schon die Herstellung seines Buches (mit)bezahlt hat, zum besten Käufer Ihrer eigenen Bücher — und zahlen ein zweites Mal. Zuschuss-Verlage, die so arbeiten, machen ihre Gewinne mit Ihnen als Autor — und nicht mit Ihren Büchern.
Zwar bieten Ihnen Zuschuss-Verlage tatsächlich die größere Chance, das eigene Werk zwischen Buchdeckeln vollendet zu sehen. Die Frage ist nur, um welchen Preis. Informieren Sie sich vorab genau über die Höhe der anfallenden Kosten, die Leistungen und die Services, die der Verlag bietet. Betreibt der Verlag Werbung für das Buch? Ist er auf der Buchmesse vertreten? Kümmert er sich um den Vertrieb? Ist der Umfang der Bemühungen vertraglich festgelegt? Es nützt Ihnen als Autor wenig, 10.000-20.000 Euro zu investieren — und auf einem großen Berg Schulden und einer Halde unverkäuflicher Bücher sitzen zu bleiben. Die Praxis der Verlage ist immer dann zweifelhaft, wenn sie keine offene Informationspolitik betreiben. Selten finden Sie auf den Webseiten dieser Verlage einen Hinweis darauf, dass der Autor für die Veröffentlichung seines Buches überhaupt etwas zahlen muss — und schon gar nicht, wie hoch die Summe ist.
Es existiert ein für Laien leider schwer durchschaubares Netzwerk von Druckkostenzuschuss-Verlagen. Sie tragen häufig wohlklingende — literarisch ambitionierte — Namen. Auf ihren Webseiten halten sie sich mit den für Autoren relevanten Informationen erstaunlich zurück. Solche Verlage bezeichnen sich selbst nicht als Druckkostenzuschuss-Verlag, sondern als Dienstleister-Verlag. In der Branche werden sie auch "Selbstzahler-Verlage", "Pseudo-Verlage" oder "Vanity-Verlage" (Eitelkeitsverlage) genannt. Sie schmeicheln der Eitelkeit des Schriftstellers, der sein Werk um jeden Preis veröffentlicht sehen möchte.
Dazu kommt: Vom Literaturbetrieb werden Bücher, die in einem Druckkostenzuschuss-Verlag erscheinen, so gut wie nie wahrgenommen. Das gilt übrigens auch für die meisten Bücher, die im Selbstverlag oder über Book-on-Demand erscheinen. Sie werden fast nie in den Feuilletons besprochen. Sie werden nicht rezensiert. Und sie werden von Buchhändlern daher auch nicht geordert und verkauft. Ein Autor, dessen literarisches Erstlingswerk nicht in einem klassischen, renommierten Verlag (er darf auch klein sein) erscheint, hat deshalb kaum eine Chance, im Literaturbetrieb wahrgenommen zu werden und Fuß zu fassen.
Das Rettungsboot "Druckkostenzuschuss-Verlag" erweist sich nur zu oft als seeuntüchtige Galeere, die der Autor mit eigener Muskelkraft antreibt. Und die Schriftstellerkarriere des hoffnungsfrohen Autors ist — schon bevor sie begonnen hat — dem Untergang geweiht.
Wer sich über das Imperium und die Verflechtungen von Zuschussverlagen informieren möchte, wird unter www.autoren-magazin.de fündig, einer Website von Manfred Plinke.
Ebenfalls lesenswert: Unter dem Titel »... sehen wir gute Chancen für eine Veröffentlichung.« berichtet Gero von Büttner im Literaturcafé darüber wie Zuschussverlage im Internet schnell neue Opfer finden.
"Die Antwort des Verlages kam prompt. Man freue sich, ihm mitteilen zu können, dass sich der Verlag für die Veröffentlichung seiner Gedichte entschieden habe. Und in der Tat, die Konditionen waren mehr als fair. Es würde sogar eine gebundene Ausgabe für 20,00 Euro sein, von der er pro verkauftem Exemplar 30% als Honorar bekäme. Eine erste Auflage würde man mit 1000 Exemplaren ansetzen. Die Chancen für einen Verkauf sehe man als sehr gut an. Um jedoch die Herstellungskosten von knapp 13.000 Euro zu decken, wäre ein Zuschuss von 3.500 Euro durch den Autor erforderlich.
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