Zunächst müssen Sie dem Kind einen Namen geben. Entweder Sie nutzen Ihren eigenen Namen oder Sie kreieren einen zugkräftigen Verlagsnamen. Achten Sie darauf, dass der Name einfach und einprägsam ist, und dass er etwas mit dem Genre zu tun hat. Denken Sie bei der Namensfindung aber bitte auch daran, dass Sie möglicherweise noch mehr und andere Bücher unter diesem Verlagsnamen veröffentlichen möchten. Sie müssen also wissen: Möchte ich nur Krimis in diesem Verlag veröffentlichen oder könnten später auch avantgardistische Gedichte und medizinische Fachbücher dazukommen? Überlegen Sie sich, was Sie mit Ihrem Verlag bezwecken und erreichen wollen. Soll es bei einem Buch bleiben? Sollen es mehr werden? Wollen Sie nur Ihre eigenen Bücher oder auch die anderer Autoren verlegen? Lassen Sie sich Zeit, um Ihr eigenes Verlagsprogramm zu bedenken und zu entwickeln. Engen Sie sich dabei nicht zu sehr ein. Wenn Sie Ihren Verlag anmelden, müssen Sie auch den Zweck des Verlages angeben. Wenn Sie Ihren Verlag "Wort- und Totschlag" nennen, werden Sie schwerlich nach Ihrem ersten Krimi ein medizinisches Fachbuch verlegen können (oder vielleicht doch?).
Ist der Name gefunden, melden Sie Ihren Verlag beim Gewerbe- und Ordnungsamt an. Wenn Sie nicht Ihren eigenen Namen nutzen, ist ein kostenpflichtiger Eintrag ins Handelsregister fällig. Ziehen Sie einen kompetenten Steuerberater hinzu. Er wird Sie in allen Aspekten Ihres Unternehmens beraten können. Melden Sie Ihren Verlag beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels an. Sie bekommen dann eine Liste mit ISB-Nummern. Mit einer ISB-Nummer ist Ihr Buch im Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) gelistet und kann geordert werden.
Nun kümmern Sie sich um das Layout, den Druck, die Buchumschlagsgestaltung und die Ausstattung Ihres Buches. Wenn Sie kein Gestaltungsprofi sind, dann beauftragen Sie einen Grafiker. Vor allem der Buchumschlag spielt für den Verkaufserfolg eine große Rolle. Doch auch Ihr Verlagslogo, Ihre Geschäftsausstattung wie Visitenkarten und Briefpapier und Ihr Internetauftritt sollten professionell sein.
Was kostet das? Neben einer Menge Arbeit kosten Druck, Herstellung, Vertrieb und Werbung auch Geld. Schnell sind 10.000 Euro verbraten, ohne dass Sie noch einen einzigen Cent aus dem Verkauf Ihres Buches eingenommen haben. Sie brauchen also ein Startkapital, das mit 10.000 Euro eher niedrig angesetzt ist.
Wenn Sie Ihr Buch kalkulieren, müssen Sie alle Vorkosten, die Rabatte für Buchhandel und Grossisten und Ihre Kosten für eventuelle Marketingaktivitäten mit einrechnen:
"Ein Rechenbeispiel: "Der Druck Ihres Taschenbuches mit 256 Seiten und vierfarbigem Umschlag kostet in einer Auflage von 1. 000 Exemplaren knapp 2 Euro pro Exemplar. Für Autorenlesungen und PR-Maßnahmen zur Information der Presse geben Sie weitere 1.000 Euro aus. Das Buch wird in der Buchhandlung für 12 Euro angeboten. Sie verkaufen es dem Buchhandel allerdings nur für 8,40 (30 % Buchhandelsrabatt sind üblich; der Großhandel bekommt 45 % Rabatt.) Was bleibt Ihnen im besten Fall als Gewinn?
Beim Verkauf der Gesamtauflage an den Buchhandel bekommen Sie 8.400 Euro, abzüglich Versand, Grafikerhonorar und 3.000 Euro für Druck und PR. Blieben theoretisch knapp 5.000 Euro, wenn tatsächlich alle Bücher verkauft würden. Dafür müssen Sie aber auch Ihren Lebensunterhalt für so manchen Monat und - nicht vergessen! auch Steuern bezahlen."
Aus: Schule des Schreibens Praxis-Ratgeber "Wie verkaufe ich mein Buch?", S. 26
Wie wollen Sie Ihr Buch und Ihren Verlag bekannt machen? Ein Buch, das niemand kennt, kauft schließlich keiner. Durch Werbung, Marketing und Pressearbeit können Sie Ihren Verlag/Ihr Buch bekannt machen. Überlegen Sie genau, welche Maßnahmen Sie sich leisten können und welche Erfolg versprechen. Wie wollen Sie Ihre Bücher vertreiben? Nur über das Internet? Oder in den Buchhandlungen der Region? Logisch, dass Sie selbst in die Buchhandlung gehen, um den Buchhändler oder die Buchhändlerin vor Ort persönlich zu überzeugen, dass Ihr Buch ein Kassenschlager wird. Logisch, dass das nicht leicht sein wird. Vielleicht wollen Sie den Vertrieb auch den Grossisten überlassen. Großhändler wie z. B. Libri fordern höhere Rabatte (das müssen Sie bei Ihrer Preiskalkulation berücksichtigen). Dafür brauchen Sie die Bücher nicht selbst in die Buchhandlungen zu tragen oder zu verschicken und keine Rechnungen und Mahnungen zu schreiben.
Das Projekt Selbstverlag sollten Sie nur angehen, wenn Sie sich umfassend schlau gemacht haben. Und wenn Sie Ihre Unternehmer-Fähigkeiten realistisch einschätzen können und diese für ausreichend halten. Oder wenn Sie es sich leisten können, Ihren Verlag als Hobby nebenher laufen zu lassen. Es gibt durchaus erfolgreiche Selbstverlage. Der Rüschen-Verlag des Frankfurter Krimiautors Frank Demant ist ein Beispiel. In der Eigendarstellung heißt es:
"Im Frühjahr 2003 gründete Frank Demant den Rüschen-Verlag, nachdem er bei der Verlagssuche für seinen ersten Krimi an einen dieser sogenannten "Zuschuß-Verlage" geraten und als Neuling damit mächtig auf die Schnauze gefallen war.
Nicht einmal drei Jahre später war der Rüschen-Verlag bereits der erfolgreichste Selbstverlag aller Zeiten der deutschen Literaturgeschichte, und größere Verlage bemühten sich um die Buchrechte für die Simon-Schweitzer-Krimireihe. Obwohl Demant aller Wahrscheinlichkeit nach bei einem großen Verlag mehr Geld verdienen könnte, behielt er die Rechte. (1)
Seit Mai 2005 kann Demant vom Verkauf seiner Bücher leben und verlegt inzwischen auch andere Autoren, vorwiegend aus Frankfurt und näherer Umgebung.
Auf seiner Website gibt Frank Demant auch Tipps für Selbstverleger.
Auch Stefan Bouxsein gründete 2006 seinen eigenen Verlag - den Traumwelt Verlag, in dem sein erster Roman "Das falsche Paradies" erschien. Sein Erfahrungsbericht: "Krimis im Selbstverlag veröffentlichen" ist in der Zeitschrift "federwelt" aus dem Uschtrin-Verlag erschienen.